Was ist EMDR ?

EMDR ist eine 1989 entdeckte und seither kontinuierlich weiterentwickelte Methode zur schnellen und effektiven Behandlung der Folgen von unverarbeiteten traumatischen und sonstigen Belastungserfahrungen.

So wie unser Körper über ein körperliches Selbstheilungssystem verfügt und daher Wunden und andere körperliche Beeinträchtigungen und Krankheiten selbständig heilen kann, verfügen wir auch über ein seelisches Selbstheilungssystem. Durch dieses sind wir normalerweise in der Lage, im Laufe der Zeit auch recht schwerwiegende Belastungserfahrungen selbständig zu verdauen.Jeder hat die Wirkung des seelischen Selbstheilungssystem bereits häufig am eigenen Leib erfahren: Wir hatten einen Streit, bekamen eine schlimme Nachricht oder erlebten eine andere belastende Erfahrung. Wir hatten zunächst heftige Gefühle, dachten sehr viel an das Erlebte, schliefen darüber und  am anderen Tag oder spätestens nach ein paar Tagen hatten wir diese Erfahrung “verdaut”. Die anfänglich heftigen Gefühle hatten sich beruhigt, belasteten uns nicht mehr, wir wußen, was wir in Bezug auf diese Sache tun wollten. Dies ist ein Beispiel einer guten und vollständigen Verarbeitung.

Aus verschiedenen Gründen kann unser psychisches Verarbeitungssystem überfordert sein. Z. B. können traumatische Erfahrungen – ein Autounfall, eine Vergewaltigung, eine Naturkatastrophe – so schlimm sein, dass wir sie nicht verdauen können. Immer, wenn wir an das belastende Erlebnis denken, fühlen wir uns schlecht, egal wie lange es her ist. Es kommt nicht von selbst zu einer Beruhigung. Oder aber das einzelne Erlebnis war ansich gar nicht so schlimm, hat sich aber oft wiederholt, wie z. B. in der Schule gehänselt und ausgelacht zu werden. Das kann dazu führen, dass der Betroffene noch als Erwachsener sich sehr unwohl fühlt, vor einer Gruppe zu sprechen. Immer wenn vergangene Erfahrungen bis heute deutliche Gefühlsreaktionen auslösen, spricht man davon, dass die entsprechende Erfahrung nicht ausreichend verarbeitet wurde und damit bis heute belastend wirkt.

In einem solchen Fall kann das psychische Selbstheilungssystem mit EMDR dazu angeregt werden, die unterbrochene Verarbeitung nachzuholen. Bei der  EMDR-Behandlung  wird der Betroffene nach entsprechender Vorbereitung dazu angeleitet, an das belastende Erlebnis zu denken und gleichzeitig schnelle Augenbewegungen zu machen. Dadurch nimmt das Gehirn den unterbrochenen natürlichen Verarbeitungsmechanismus wieder auf. Ganz Ähnliches passiert spontan jede Nacht in der Traumschlafphase, in der es spontan zu sehr schnellen kleinen Augenbewegungen kommt, die dazu dienen, das Gehirn zur Verarbeitung und Abspeicherung unserer Erlebnisse zu veranlassen. In oft erstaunlich kurzer Zeit kommt es in vielen Fällen zur starken Verringerung der ursprünglich stark, oft unerträglich belastenden Gefühle.

Als diese Methode entdeckt wurde, rief sie anfänglich sehr viel Skepsis hervor. Etwas so einfaches wie schnelle Augenbewegungen sollten bewirken können, dass oft jahre- oder sogar jahrzehntelange emotionale Belastungen sich auflösen? Tatsächlich war selbst die Entdeckerin, die US-amerikanische Psychotherapeutin Francine Shapiro, verblüfft von den oft sehr schnellen und durchschlagenden Erfolgen. Zahlreiche fundierte wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen jedoch die hohe Wirksamkeit von EMDR. EMDR ist inzwischen wohl das am intensivsten untersuchte traumatherapeutische Verfahren.

Inzwischen weiß man, dass EMDR nicht nur bei den Folgen traumatischer Erfahrungen wirksam ist sondern auch bei der Behandlung von Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, wobei es dort jdeoch  in der Regel nur eines unter mehreren therapeutischen Werkzeugen ist.

Auch wenn das Grundprinzip von EMDR so einfach ist, gehört die Anwendung unbedingt in die Hände sehr gut ausgebildeter Theapeuten, damit das Risiko des  Auftretens unerwünschter Nebenwirkungen so gering wie möglich ist. Insbesondere bei insgesamt sehr stark belasteten Menschen ist die Anwendung von EMDR nur nach gründlicher Vorbereitung und Untersuchung der bestehenden Belastungsfähigkeit verantwortlich.